Studienfahrt Griechenland


Griechenland Kursfahrt 2018

- Eine Studienfahrt in fünf Akten

01. bis 10. Juni des Jahres 2018 n. Chr.

 

Die Beteiligten

Der Chor: sechs männliche und 20 weibliche Schüler/innen des Bischöflichen Cusanus Gymnasiums

Drei Schauspieler: Frau Meyer, Herr Reitz, Herr Haag

Der Regisseur: Herr Guhl, unser Busfahrer

 „Jedes Jahr im März sind im antiken Griechenland für sechs Tage die Regeln der Wohlständigkeit ausgesetzt. Gefeiert und getanzt wird dann. Wilde Tiere werden verspeist, Weinschläuche geleert. Mit Treue und Keuschheit nimmt man es nicht so genau. Was sich anhört wie Karneval, sind die Dionysien, die Feiern für den Weingott Dionysos. (…) Um das Spektakel auszugestalten, ziehen Schausteller durchs Land…“ (Quelle: „Die griechische Tragödie“ ARD, planet-wissen.de)

 Zugegebenermaßen gestalteten sich die zehn Tage im Juni des Jahres 2018 nach Christus ganz so ekstatisch nicht mehr. Doch vom 01. bis 10.06. zog wieder eine Gruppe Schausteller durchs Land, bestehend aus drei Schauspielern, wie sie einst Sophokles einführte, und dem traditionellen Chor. Entgegen der alten Tradition aber sind nun auch Frauen mit von der Partie und dominieren die Männer - zumindest zahlenmäßig. Auch die sonst typischen Masken wurden für dieses modernisierte Stück fallen gelassen.

 Die Proben

Wie vor jedem guten Theaterstück stehen natürlich Proben auf dem Programm. Ganze sieben Mal trifft sich die Gruppe über ein Jahr verteilt, um sich geistig auf die bevorstehende Tragödie vorzubereiten. Jedes Chormitglied lernt fleißig seinen Text und stellt ihn in einem Referat vor. Die Schauspieler, Meister ihres Faches, kennen die Inhalte natürlich längst. Bei den finalen Vorbereitungen und der Generalprobe kommen allerdings auch sie zum Einsatz: Herr Reitz gibt letzte Kurse in der griechischen Sprache, während Frau Meyer und Herr Haag den Chor auf kulinarische Weise in der Küche der evm einstimmen lassen.


 Erster Akt: Die Exposition

Die Reise beginnt am Freitag, den 01. Juni, um 18.30 Uhr - oder wahlweise auch um 19:00 Uhr, hier sind der künstlerischen Freiheit keine Grenzen gesetzt - auf dem Parkplatz der Rhein-Mosel-Halle Koblenz. Viele Fans sind erschienen, um die Künstler zu verabschieden, doch der Abschied fällt nicht allzu schwer, denn die Gruppe hat Größeres vor Augen.

Nach Stunde elf im Bus jedoch beginnt die Begeisterung zu sinken. Hätten sie nicht doch besser eine Reise ins moderne London vorziehen sollen? Auch das Zusammentreffen mit ihrem Regisseur Herr Guhl in der Schweiz, der die Reise von nun an am Steuer des Busses anleiten wird, kann die Stimmung vorerst nicht heben. Ihn wird die Gruppe allerdings noch lieben lernen.

Und schon am nächsten Vormittag ist Italien erreicht und Ancona versöhnt die Truppe mit sommerlichen Temperaturen, Meerblick und italienischem Eis. Die Fähre verlässt Italiens Küste mit mehr als zwei Stunden Verspätung, doch abends entschädigt dafür der strahlende Sonnenuntergang über dem Mittelmeer alle Strapazen der Reise.

Während der Regisseur und die Schauspieler ihre Kabinen beziehen, nächtigt der Chor auf Deck und lässt sich vom Nachthimmel inspirieren.

Am nächsten Morgen ist nun endlich der lang ersehnte Schauplatz in Sicht. Griechenlands Küste liegt vor unseren Helden.

 

Zweiter Akt

Drei Stunden Busfahrt später erreicht die Gruppe den ersten Schauplatz: Kalambaka. Der Ort interessiert allerdings wenig, viel eher dagegen das Restaurant, vor dessen Eingang die Gruppe eine Stunde später vom Regisseur wieder aufgegabelt wird. Weiter geht es für unsere Schausteller vorbei an schwindelerregenden Abhängen auf den nahegelegenen Berg, wo sich die nächste Szene, die Besichtigung der Meteora Klöster, abspielen soll. Unterwegs wird gespannt den „Chorgesängen“ eines Chormitglieds über die Geschichte der „hängenden Klöster“ gelauscht, die wunderbare Kulisse beeindruckt Chor und Schauspieler am Ende allerdings um einiges mehr. Nach einem kurzen Rundgang begibt sich die Truppe wieder in den Bus und erreicht gegen Nachmittag sein Tagesziel: Delfi.

Der kleine Ort verzaubert mit einem grandiosen Ausblick über ein Tal mit Olivenbäumen und seinen Gässchen. Nach dem Beziehen der Zimmer und einem herausragenden Abendessen lädt er zu kleineren Erkundungstouren auf eigene Faust ein. Doch schon bald überfällt unsere Künstler die Müdigkeit und der Tag neigt sich endgültig dem Ende zu. Auch der folgende Probentag in der Ausgrabungsstätte von Delfi sowie ein einmaliges Panorama bei bestem Wetter am Cap Sounio am Poseidon Tempel tragen sehr zu einer ausgelassenen Stimmung der Gruppe bei, die noch die ganze Fahrt bis in die Hauptstadt Athen anhält.

 

Dritter Akt: Der Höhepunkt

Ihre Fahrt nähert sich mit großen Schritten der nächsten Etappe, denn schon am folgenden Tag geht es bereits früh am Morgen zur Akropolis. Nicht nur wegen ihrer hohen Lage (:D) oberhalb der Stadt Athen, sondern auch ihrer herausragenden Bedeutung und Bekanntheit stellt diese für die meisten Schausteller den Höhepunkt der Reise dar. Trotz der vielen Besucher können sie ihre Augen kaum von den beeindruckenden alten Gebäuden, unter anderem dem Niketempel, dem Erechtheion und nicht zuletzt dem Parthenon abwenden, der im Zentrum der Oberstadt mit seiner einzigartigen Architektur den Blick aller auf sich zieht.

Auch wenn die Gruppe die Bauwerke gerne noch länger bewundert hätte, freuen sich doch alle sehr darauf, der brennenden Hitze für einige Zeit zu entfliehen, wozu das Akropolis-Museum sich bestens eignet. Natürlich genießen alle nicht nur die klimatisierten Räume und das bestens funktionierende WLAN, sondern können bei den gesammelten Kunstwerken, insbesondere der Karyatiden, nur staunen. Nachdem der Chor in Kleingruppen selbstständig den Flair der Stadt auf sich wirken gelassen hat, genießen alle am Abend die wunderschöne Aussicht auf Athen vom Philopappos-Hügel aus und runden den Tag mit einem gemeinsamen Essen im Herzen der Stadt ab.

 

Vierter Akt

Nachdem die Theatergruppe am folgenden Tag das Nationalmuseum besucht und die goldene Totenmaske des Agamemnon gesehen hat, holt sie der Regisseur, pünktlich wie immer, vor ihrer Residenz ab und nach einer kurzen Busfahrt, die der Chor und die Schauspieler immer mehr zu schätzen wissen und nicht selten zum Aufholen von Schlaf genutzt werden, erreichen sie bereits den Isthmos von Korinth mit seinem strahlend hellblauen Wasser und fahren nach einem schnellen Snack weiter in die Palastanlage von Mykene, von wo aus insbesondere in vorklassischer Zeit der Landweg zwischen südlicher Peloponnes und dem Isthmos von Korinth überschaut und kontrolliert wurde.

Am späten Nachmittag, von allen lange ersehnt und bei vielen sicherlich auch einer der ausschlaggebenden Gründe, diese Fahrt zu wählen, kommt das Meer mit ihrem letzten Stopp, dem Badeort Tolon, in Sicht. Kaum dass sie ihr Gepäck in ihre Zimmer verfrachtet haben, springen auch schon alle ins erfrischende Wasser und genießen die folgenden Stunden, inklusive einiger artistischer Einlagen, allesamt in Videos festgehalten und sicher verwahrt für zukünftige Stufentreffen, bis sich der Tag dem Ende zuneigt.

Nach der Besichtigung des riesigen Theaters in Epidauros, in dem man durch seine besondere Architektur selbst vom obersten Rang aus eine Münze in der Orchestra fallen hören kann und wo sich die Schausteller sowohl mehrfach professionell ablichten als auch ihre finalen Aufführungen vor versammeltem Publikum geben, und dem Asklepieion von Epidauros, einem Zentrum der alten griechischen Medizin, führt sie der Regisseur durch seine Heimatstadt Nafplio, einem wunderschönen Städtchen am Meer, wo sie die nächsten paar Stunden verbringen, bevor es für sie wieder zurück nach Tolon und sofort ins Wasser geht.  Zu diesem Zeitpunkt scheint es kaum vorstellbar, dass sich ihre Fahrt immer mehr aufs Ende zu bewegt, denn schon am folgenden Tag steht der letzte Punkt ihrer Reise, der Besuch Olympias, Austragungsort der Olympischen Spiele der Antike, an. Nachdem sie einen spannenden Wettlauf veranstaltet und das Museum besichtigt haben, heißt es für sie bereits Abschied nehmen. Von Patras aus nehmen die Schausteller die Fähre zurück nach Ancona, wo sie, voll beladen mit Gepäck wie immer, ihre lange Heimreise antreten. Schon bald wird ihnen bewusst, dass sie nach zehn Tagen besten griechischen Essens so lange Zeit ohne Nahrung nicht mehr gewöhnt sind, sodass sie die freudige Nachricht erleichtert aufnehmen, dass ihr Regisseur selbst einen McDonald´s in seine Strecke einbauen kann, was definitiv den Höhepunkt der Rückreise darstellt.

Sogar vor der angedachten Zeit kommt schließlich am Sonntag ein Bus voller übermüdeter, aber mehr als glücklicher Schausteller im ungewohnt kalten Koblenz an, welche freudig von Familie und Freunden erwartet werden.

 

Fünfter Akt: Die Katastrophe?

Sophokles hätte wahrscheinlich eine Katastrophe für das Ende ihrer Fahrt geplant, doch diese blieb ihnen glücklicherweise erspart. Auch im Nachhinein scheint es bemerkenswert, dass ihre Griechenlandfahrt in jedem Punkt perfekt funktioniert hat, was nicht zuletzt der tollen Organisation der Schauspieler Herr Reitz, Herr Haag und Frau Meyer zu verdanken ist, ohne die sie nie in den Genuss einer solch einzigartigen Fahrt gekommen wären. Sie konnten nicht nur jede Menge über die Kultur der alten Griechen lernen, sondern auch ihre Freizeitaktivitäten kamen nicht zu kurz, sodass an vielen Tagen oftmals „Urlaubsstimmung“ aufkam. Nach einer bewegten, aufregenden Reise nicht nur durch die wunderschönen Landschaften sondern auch die verschiedenen Epochen der Geschichte Griechenlands, wird ihre Fahrt letztendlich vor allem eines bleiben – nämlich unvergesslich.


Zum Schluss ein paar Sprüche und Anekdoten aus unserem Reisetagebuch:

Dominik sieht auf der Fähre in den Himmel und sagt: „Guckt mal, die Wolken ziehen voll schnell vorbei!“ Alle anderen daraufhin: „Oh Dominik, das sind die Abgase vom Schiff!“

Die Aufseherin in Delfi so ungefähr: „Don´t eat! Don´t drink! Don´t use sunscreen! Don´t sit on these stones! Don´t breathe (on these stones)! Just don´t do anything! Just go away…” Herr Haag dazu: “Bei diesem Job muss man schon etwas misanthropisch sein…“

Kakerlakensalat auf der Fähre mit Herr Haag und Frau Meyer. Frau Meyer nach einer halben Stunde angeregten Spielens: „Ich kann nicht mal diese vier Dinger auswendig!“ Herr Haag: „Kochen mit Frau Meyer, das wäre doch was!“

Herr Reitz: „Fünf Minuten vor Abfahrtszeit ist des Cusanen Pünktlichkeit.“

Christina Schrader und Sophie Gilles