Wie verändern uns Reisen?


Beim Projekt „Wie verändern uns Reisen? – Ein Selbstversuch in Köln, Bonn und Frankfurt“ in Leitung von Herrn Markovic und Herrn Holstegge geht es darum in drei Großstädte zu reisen und verschiedene Orte zu besichtigen.

Am Mittwoch hatten wir die Möglichkeit Herrn Markovic, den Leiter des Projektes, zu interviewen:

Team: In der Beschreibung ihres Projekt steht: „Veränderung durch Reisen."  Was wollten sie bei den Schülern bezwecken?

Herrn Markovic: Wir sind nach Köln und Frankfurt gereist und sind heute in Koblenz. Unser Ziel war, uns alles einmal anzugucken und besondere Viertel zu bereisen, in denen besondere städtebauliche Maßnahmen erfolgt sind, z.B. im Kölner Agnesviertel, wo alte Villen mit Arbeiterwohnungen kontrastieren. Oder in Köln-Nippes, wo oft nur zweistöckige Häuser stehen, was mich sehr an die Kleinstadt Kalkar erinnerte, wo ich Referendar war. Unsere Eindrücke haben wir dann versucht mit Wörtern, z.B. in einem Haiku festzuhalten. Auf diese Art haben wir festgehalten, wie wir selber reagieren und ob wir nun anders mit bestimmte Alltagssituationen umgehen oder ob wir nun vielleicht weltoffener sind.

Team: Denken Sie, dass die Schüler darauf reagieren oder es vielleicht sogar verstehen werden?

Herrn Markovic: Ich denke, dass die Schüler über soziale Ungerechtigkeit nachgedacht haben, als wir zum Beispiel im Café Liebig, einem Quartiersbüro und Kreativtreffpunkt von einem Jan Pakoviak erklärt bekamen, dass eine Fleischerei noch vor zehn Jahren mit der Fettschmelze das ganze Viertel verpestete und nun schon Gentrifizierungsprozesse zu bemerken seien.. 

Team: Gab es ihrer Meinung nach Kritikpunkte?

Herrn Markovic: Nicht wirklich, aber die Führung durch Köln-Ehrenfeld fand ich etwas zweiseitig, da in diesem Viertel die Menschen in Hochhaus-Plattenbauwohnungen leben und so pro Haus bis zu 30 verschiedene Nationen zusammenkommen. Es war einerseits so, dass wir von Herrn Holstegges Freund Tom sehr viel über Sozialarbeit in diesem Viertel gelernt haben, andererseits gab es die Gefahr, dass die Leute, die dort wohnen, sich fühlen wie Tiere im Zoo, die man besichtigt. Hier hätte man vielleicht noch mehr an Vorbereitung gebraucht.

Team: Sie meinten vorhin, dass Schüler ein Haiku geschrieben haben. Gab es eine verpflichtende Aufgabe?

Herrn Markovic: Ja, die Schüler waren angehalten ihre Eindrücke festzuhalten. Viele haben das mit Fotos gemacht, andere mit Stichpunkten und natürlich auch mit Haikus. Heute werden wir die Ergebnisse im Ludwig-Museum unter kunstpädagogischer Anleitung in Kunst verwandeln.

Team: Nun noch eine Frage am Schluss an Sie: Was nehmen Sie vielleicht mit?

Herrn Markovic: Als wir auf dem Main-Tower standen und uns die Umrisse von Frankfurt angesehen haben, sahen wir die kleinen Häuser am Rande und die Hochhäuser, was mir zu denken gibt, ob das Geld gerecht verteilt ist und wie man sich vielleicht politisch engagieren könnte. Oder als wir im Kommunikationsmuseum waren und uns gezeigt wurde, wie viele Daten wir in der Corona-Zeit bereitwillig großen Konzernen gegeben haben. Was mich aber am meisten geschockt hat, war im jüdischen Museum. Dort habe ich erfahren, dass Menschen, die ich sehr geschätzt habe, z.B. immanuel Kant, der ein bekannter Philosoph war, sehr antisemitische Ansichten hatte.