Nie wieder Auschwitz!

Nie wieder Auschwitz!

Gemeinsame Schüler-Akademie

des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums Koblenz und

des Johannes-Gymnasiums Lahnstein


Mittwoch, 26.02.2020

19 Uhr: Vortrag von Henriette Kretz in der Aula des Johannes-Gymnasiums

- enfällt aus gesundheitlichen Gründen -

Henriette Kretz wurde am 26. Oktober 1934 in einer jüdischen Familie in Polen geboren. Ihr Vater war Arzt, ihre Mutter Anwältin von Beruf, widmete sich aber ganz der Erziehung der Tochter. Bis zu diesem Zeitpunkt war Henriettes Welt in einer liebevollen Familie in Ordnung und ihre Kindheit unbeschwert.

Nach dem Überfall auf Polen im Herbst 1939 floh die jüdische Familie vor den heranrückenden Deutschen. Doch 1941 holten der Krieg und die Deutschen die Familie auch dort ein. Aus ihrer Wohnung wurden sie bald vertrieben und mussten in den jüdischen Stadtbezirk umsiedeln, wo kurze Zeit darauf ein Ghetto eingerichtet wurde. Sie waren ständig verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Mehrmals gelang es Henriettes Vater, seine Familie vor dem Schlimmsten zu bewahren und mit Hilfe von ukrainischen Bekannten oder durch Bestechung, die Familie vor der Erschießung zu retten und aus dem Gefängnis zu befreien. Immer wieder mussten sie sich verstecken. Henriettes Eltern wurden vor ihren Augen erschossen. Sie selbst konnte sich in einem Nonnenkloster verstecken und überlebte die Zeit des NS-Terrors. Henriette Kretz ist Mitglied des polnischen Vereins „Kinder des Holocaust“, dem Juden angehören, die als Kinder den NS-Terror meist in Verstecken überlebt haben. (Quelle: Bistum Mainz)


Donnerstag, 27.02.2020

9 Uhr                          Treffen im Haus Sonnenau (Vallendar) und Beziehen der Zimmer

10 Uhr                        Erste Arbeitsphase

12 Uhr                        Gemeinsames Mittagessen

14 Uhr                        Zweite Arbeitsphase

16 Uhr                         Kaffeepause

16: 30 Uhr                   Fortsetzung der Seminare

18.00 Uhr                    Abendessen

 

Freitag, 28.02.2020

8 Uhr                          Frühstück, Räumen der Zimmer

9 Uhr                          Vorbereitung der Abschlusspräsentation

10.30 Uhr                   Pause

11 Uhr                        Abschlusspräsentation

12.30 Uhr                   Abreise


Teilnehmer:                         ca. 50 Schülerinnen und Schüler der Jgst. 13 des
                                            Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums Koblenz und
                                            des Johannes-Gymnasiums Lahnstein

 

Teilnehmergebühr:               20 Euro

                                                                 

Tagungsort:                           Jugendbildungsstätte Sonnenau

                                               Hillscheider Straße 7

                                               56179 Vallendar

                                               http://www.sonnenau.de/kontakt/

 Seminare:

1. Die schmerzhafte Kinderstube der Nazi-Generation

Laut dem italienischen Schriftsteller und Holocaustzeitzeugen Primo Levi ist es geschehen und kann folglich wieder geschehen. Seine Aussage bezieht sich auf die Shoah, die organisierte Vernichtung des jüdischen Volkes.

Aber warum konnte das Unbegreifliche überhaupt geschehen? Was waren die entscheidenden Voraussetzungen? Weshalb haben so viele mitgemacht? Was macht(e) Menschen zu Nazis?

Diesen Fragen wollen wir anhand des Filmes „Das weiße Band“ von Autorenfilmer Michael Haneke nachspüren. Der Film aus dem Jahr 2009 fängt das bedrückende soziale und zwischenmenschliche Klima der Kindertage der einstigen Nazis ein und vermag Antworten zu geben.

Unser Blick soll aber nicht ausschließlich auf die Vergangenheit gerichtet sein, vielmehr wollen wir die aktuelle politisch-gesellschaftliche Dimension stets mitbedenken, denn: Antisemitismus und andere Formen der Stigmatisierung scheinen wieder salonfähig zu werden.

 

2. Aufarbeitung der NS-Verbrechen

Mit ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen“ leitete die Philosophin Hannah Arendt 1963 eine Kontroverse ein, die sich in den Frankfurter Auschwitzprozessen widerspiegelt. Arendt analysiert Adolf Eichmann, der für den Transport von schätzungsweise sechs Millionen Menschen in die Vernichtungslager mitverantwortlich war, als „normalen Menschen“, der sich darauf beruft, im NS-Apparat nur seine Pflicht erfüllt zu haben. Eichmann war vom israelischen Geheimdienst aus Argentinien entführt und in einem Prozess in Jerusalem zum Tode verurteilt worden. In den seit 1963 auf Initiative des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer geführten Prozessen gegen SS-Angehörige gelang es, die Maxime „Befehle und Gehorsam“ als Entschuldigungsgrund zu widerlegen.

Unser Seminar will zum einen anhand von Ton- und Bilddokumenten die Aufarbeitung der NS-Verbrechen problematisieren. Dazu werden literarische Texte (Schlink, der Vorleser) und Filmszenen (Hannah Arendt (2012), Der Staat gegen Fritz Bauer (2015) herangezogen. Zum anderen gehen wir der Frage nach, ob dergleichen wieder geschehen könnte. Lässt sich das Deutschland jener Zeit als ein „Versuchslabor des Bösen“ betrachten, in dem experimentell erforscht wurde, was Menschen einander antun können? Stehen wir vor der Aufgabe zu verhindern, dass Menschen noch einmal dieselben Irrwege gehen? Insofern ist und bleibt Auschwitz für immer ein Bestandteil der deutschen Identität.

 

3. Enkel*innen des Krieges

In diesem Workshop werden sich die Teilnehmer*innen mit den Folgen des II. Weltkrieges für die nachfolgenden Generationen auseinandersetzen. Der II. Weltkrieg wirkte mit seinen Schrecken, fokussiert auf die Schrecken im KZ Auschwitz, nicht nur auf die Beteiligten, sondern auch auf die nachfolgenden Generationen. Es geht um Biographien von Kindern von Opfern und um Biographien von Kindern von Tätern. Es geht um das Schweigen und Nicht-Erzählen der Erlebnisse wegen Verdrängung oder aus Selbstschutz heraus. Es geht um die Nachwirkungen in Familien und Beziehungen bis in die heutige Zeit hinein.

 

4. Die Zukunft der Erinnerungskultur am Beispiel des Konzentrationslagers Auschwitz - was geht mich das an?

Erinnerungskultur steht vor großen Herausforderungen: Laut einer CNN-Umfrage wissen etwa 40 Prozent der jungen Deutschen kaum etwas über den Holocaust. Angesichts eines erneut zunehmenden Antisemitismus und Rechtsextremismus in der bundesrepublikanischen Gesellschaft ist es notwendig sich intensiv mit Geschichte im Allgemeinen und der NS-Vergangenheit im Speziellen auseinanderzusetzen. Anlass hierzu bietet neben dem jüngst in der Presse thematisierten gewaltvollen Vorgehen gegen Juden in Halle insbesondere der 75-jährige Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. In unserem Workshop beschäftigen wir uns intensiv mit der Aufarbeitung der in Auschwitz geplanten und umgesetzten Ermordung der sechs Millionen europäischen Juden und aller anderen Opfer des Nationalsozialismus und stellen in diesem Kontext die Frage nach einem adäquaten Umgang mit der Vergangenheit im 21. Jahrhundert.