Adventsbasar 2023

Wenn das Klassenzimmer zum Tattoo-Studio wird

Koblenz. Sobald der Adventsbasar im Bischöflichen Cusanus- Gymnasium seine nun 50 Jahre alten Pforten öffnet, wird es eng auf den Fluren und Gängen. Dann nämlich schwärmen Hunderte von Besuchern in alle Himmelsrichtungen aus, um diejenigen Klassenzimmer anzusteuern, in welchen sie eines der von den Schülern vorbereiteten Programme vermuten. Doch kennt der eigens hierfür ausgehängte Belegungsplan neben den Klassenräumen noch andere Versammlungsorte, so etwa die Schulbibliothek. Diese bliebe ihrer eigentlichen Funktion auch treu, wenn nicht mit Noah und Adrian zwei Schüler dafür sorgten, dass man die Bücher an diesem Tag kauft anstatt nur auszuleihen. Um dem potenziellen Käufer das Vorhaben zu erleichtern, haben die Jungen aus der MSS 11 alle Exemplare in Zeitungspapier eingewickelt. Lediglich ein kleiner Beipackzettel gibt einen groben Hinweis auf den zu erwartenden Inhalt.  Für den geneigten Leser stellt es dennoch kein Problem dar, die Katze im Sack zu erwerben. Schließlich kommt der Erlös wie in jedem Jahr sowohl städtischen Einrichtungen als auch weltweiten Projekten zugute.

Projekte auf drei Kontinenten

Schulleiter Carl Josef Reitz rechnet nach ersten Schätzungen mit einer Summe von rund 20.000 €, welche die Schule  im Jubiläumsjahr des Basars weiterleiten kann. Von dem erfreulich hohen Betrag geht ein Teil sowohl an die ambulante Kinder- und Jugendhospiz Koblenz als auch an das Cusanus-Schülerprojekt "Menschen ohne Wohnung", das einmal im Monat ein Essen für Obdachlose anbietet. Desweiteren werden drei Auslandsprojekte bedacht, die den Bau von Schulen im Sudan und in Burundi sowie ein Familienhilfsprogramm in Bolivien unterstützen. Zu allen drei überseeischen Empfängern bestehen enge Kontakte.


Von Kuchen und Kerzen

Aus fernen Ländern stammt auch die Kunst des Tattoo-Stechens. In leicht abgeschwächter Form bieten Schülerinnen der siebten Jahrgangsstufe die Behandlung an, die vor allem dem erwachsenen  Klientel jede Menge Mut abverlangt. Jens Kraemer hat Glück, denn Tochter Maja führt die Arbeit mit dem Henna-Stift nicht nur kunstvoll, sondern auch völlig schmerzfrei durch. Im besten Fall verspricht sie für das aufgetragene Motiv, das entfernt an ein Sumatra-Nashornbaby erinnert, eine Lebensdauer von zwei Wochen.   

Im Eingangsbereich bieten Marie, Anna-Lena, Leonie und Johanna selbstgemachte Kerzen an. Die vier Mädchen aus der MSS 12 haben dafür Altbestände eingeschmolzen, danch gefärbt und mit Duftnoten versehen. Im Laufe des komplizierten Herstellungsverfahrens haben sie sich aus dem Chemielabor der Schule bedienen dürfen, um in den Besitz hitzebeständiger Gläser zu gelangen.

Die Schüler haben im Vorfeld fleißig gebacken und gebastelt. So gibt es bei Katharina und Alina aus der 9b eine Blind-Verköstigung, während Klara, Fey und Zoe aus der Unterstufe Adventskränze und Modelliermasse anbieten. Auch Sport und Spiel kommen nicht zu kurz. Damian Felthaus aus der 8c koordiniert dabei das Geschehen an der Dartscheibe. 


Mit dem Motto von Udo Lindenberg

Der Adventsbasar wurde am Morgen mit einer kleinen Zeremonie eröffnet. Dabei sorgte das schuleigene Blechbläser-Ensemble für weihnachtliche Stimmung, bevor der Schulchor Udo Lindenbergs Hymne "Wir ziehen in den Frieden" zur Aufführung brachte. Der Titel war gleichzeitig auch das Motto der diesjährigen Veranstaltung.

Im Laufe des mehrstündigen Basars kam es immer wieder zu musikalischen Einlagen, von denen das "Petit Concert" wohl die kürzeste Vorbereitungszeit hatte. Hier standen nämlich Schüler des "Bischöflichen" zusammen mit zwölf Austauschschülern aus Péronne im Zentrum des gesanglichen Vortrags. Diese waren erst vor einer Woche aus Frankreich eingetroffen, um in einem gemeinsamen Projekt mit ihren Gastgebern Songs von Namika oder Coldplay zu performen. 

Von Alexander Thieme-Garmann