Als der Mensch zum Unmensch wurde

Als der Mensch zum Unmensch wurde

„Die Moderne gebiert Ungeheuer“, so lautete das Thema eines Vortragabends des Katholischen Forums Koblenz am Montag im Klangraum unserer Schule. Die Koblenzer Plattform für Vorträge zu gesellschaftspolitischen und theologischen Fragen gab beim sogenannten „Forum Spezial“ drei Abiturienten die Gelegenheit, vor einem öffentlichen Publikum zu referieren. Jakob Artmann, Aljoscha Böhm und Lena Baulig hatten erfolgreiche Facharbeiten geschrieben, die von unterschiedlichen monströsen Auswirkungen der geistesgeschichtlichen Epoche der Moderne handelten.

Der Vortragsreigen wurde eröffnet von Jakob Artmann, der Vergleichspunkte zwischen dem Werk des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski und dem des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche, einem Steigbügelhalter der Moderne, zog. In einer temperamentvollen und polarisierenden Darbietung zeigte er Züge von Nietzsches Konzept des „Übermenschen“ in den Texten Dostojewskis auf und regte das Publikum zur Diskussion an. Zu welchen gewalttätigen Auswüchsen es in der von Industrialisierung und Rationalismus, sowie vom Schwinden des Gottesglaubens geprägten Epoche auch kam, wurde in den anderen beiden Vorträgen deutlich: Aljoscha Böhm informierte die Zuhörer über die Schrecknisse der sogenannten „Stalinistischen Säuberungen“, mit denen der russische Diktator Stalin in den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts seine Macht sicherte. Hunderttausende Menschen, darunter viele ehemalige Vertraute oder Generäle Stalins, waren dem damaligen Terrorregime zum Opfer gefallen.

Die Beklemmung, die durch diesen Vortrag bei den Zuhörern hervorgerufen wurde, steigerte sich durch das Referat von Lenau Baulig noch einmal. Sie nämlich hatte in ihrer Facharbeit Recherchen zu den Menschenversuchen von Ärzten in nationalsozialistischen Konzentrationslagern betrieben. Die Zu erfahren, welche unfassbaren Grausamkeiten von diesen an wehrlosen Menschen und sogar Kindern begangen wurden, sprengte schon beim Zuhören fast die Grenze des Erträglichen.

So war zum Ende der Veranstaltung eine große Nachdenklichkeit im Publikum spürbar. Wenn auch wegen des Themas kein angenehmer, so war dies doch ein wichtiger Abend dank der der Leistung der drei Abiturienten.(Beatrix Mählmann)