30 Jahre Wiedervereinigung: Vieles gelungen

 30 Jahre Wiedervereinigung: Vieles gelungen

„Er kennt die politischen Verhältnisse ‚hüben‘ wie ‚drüben‘ wie kaum ein anderer, und wer könnte besser über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Ost- und Westdeutschland sprechen?“, mit diesen Worten hat Carl Josef Reitz, Schulleiter des Koblenzer Cusanus-Gymnasiums, Dr. Bernhard Vogel begrüßt. Der ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz (1976 bis 1988) und Thüringen (1992 bis 2003) war Gast bei der Veranstaltungsreihe „Katholisches Forum“ und sprach über seine Eindrücke nach 30 Jahren Wiedervereinigung.

„Es war das größte Abenteuer meines Lebens“, benannte der 88-Jährige seine Anfangszeit in Thüringen. „Regieren habe ich in Rheinland-Pfalz gelernt, doch das Telefonieren musste ich neu lernen“, erklärte er lachend. Die Verbindungen waren nämlich äußert schlecht. Ernsthaft benannte er seine schwierigste Aufgabe, die im Umbau der Plan- zu einer sozialen Marktwirtschaft bestand. Hinzu kamen der Aufbau der Verwaltung und der Ausbau der Infrastruktur wie die Investition in neue Autobahnen. Auch die Schulen standen auf seiner Agenda. „Es gab kaum Englisch- und Religionslehrer“. Und bei allem fehlten ihm Frauen und Männer mit politischen Erfahrungen in einem demokratischen Staat.

(Bernhrad Vogel im Gespräch mit Michael Schmengler und Svenja Gleis)

Nach 30 Jahren Wiedervereinigung lautete Vogels Fazit an diesem Abend: „Es ist vieles der Annäherung gelungen, aber auch einiges noch nicht“. So werde es noch lange dauern, bis die West- und Ostdeutschen über den gleichen Besitz verfügen, den sie beispielsweise vererben können. „Löhne und Preise sind auch noch nicht angepasst“. Trotzdem betonte Vogel, dass die Begriffe „Ossi“ und „Wessi“ der Vergangenheit angehören sollten. „Es ist Zeit, diese einer Differenzierung weichen zu lassen“. Von einem „Gleichheitsbrei“ halte er nämlich nichts.

Auch wenn viele heutzutage die Wiedervereinigung als gescheitert sähen, blickte der CDU-Politiker positiv zurück und in die Zukunft. „Wir sollten uns vom Klagen ein paar Minuten Pause gönnen, denn die Vereinigung ist im Großen und Ganzen gelungen“, wiederholte er. Einen Wunsch hatte Vogel zum Ende des Abends noch an die Menschen im – nach den derzeitigen Corona-Regeln – vollbesetzen Klangraum: „Wir Alten sollten keine Ratschläge erteilen, aber wir sollten der jungen Generation Mut machen. Denn es lohnt sich, anzupacken und Probleme zu lösen“.

Moderiert wurde die Veranstaltung von der Schülerin Svenja Gleis und dem Schüler Michael Schmengler, die Vogel für ihre Fragen lobte. „So etwas habe ich selten so qualitativ erlebt“.

Das nächste Katholische Forum findet am Montag, 26. Oktober um 19 Uhr im Klangraum des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums (Zugang über Südallee 22, neben dem Parkhaus) statt. Der Theologe und bekannte Koblenzer Kalle Grundmann spricht zum Thema „Von Gott erzählen im Radio“. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist erforderlich. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es beim Schulsekretariat, Tel.: 0261-915920, E-Mail sekretariat(at)cusanus-gymnasum.de.