Katholisches Forum Schrader-Schwarz-Pabst

Das Katholischen Forum Spezial präsentiert hervorragende Facharbeiten

Am Donnerstag, dem 07. März präsentierten Christina Schrader, Luca Schwarz und Anna-Lena Pabst in der von Beatrix Mählmann moderierten Sonderreihe „Forum spezial“ des Katholischen Forums ihre Facharbeiten einem beeindruckten Publikum.

Christina Schrader hatte im Rahmen des Lateinwettbewerbs “Certamen Rheno-Palatinum” (CRP) „Das Bild der römischen Frau in der Grabrede auf Turia und ihre Bewertung aus heutiger Perspektive” erforscht.Und so wie ihr Mentor Stefan Haag, der die Anwesenden fachgerecht in lateinischer Sprache begrüßte, war auch die Referentin der Sprache des Imperiums so mächtig, dass die sich im Wettbewerb auch gegen Erstsprachler durchsetzen konnte. In der römischen Antike, so Schrader, sei es um die Quellenlage hinsichtlich der Alltagsgeschichte der Frau schlecht bestellt. Es werden fast nur Oberschichtenfrauen erwähnt, und diese nur in der Männerperspektive eines letztlich schockierenden Machismo römischer Provenienz. Tugenden wie „pudicitia”, „castitas”, „modestia”, „pietas” und „obsequium”, die als stereotype Standardattribute auf Grabinschriften auftauchen, sind Wunscheigenschaften liebesunfähiger Männer, die in der Frau nur eine willfährige Haussklavin und Kapitalanlage sehen.

Um so mehr falle die Grabrede auf Turia, die Frau des Senators Quintus Lucretius Vespillo, aus dem 1. Jahrhundert positiv ins Gewicht. Auf zwei Steinplatten von 2,60 Metern Höhe habe sich der Konsul von seiner verstorbenen Frau, mit der er 41 Jahre seines Lebens in echter Liebe geteilt hatte, verabschiedet. Dabei habe er das Bild einer ganz eigenständigen, fast schon emanzipiert zu nennenden Partnerschaft gezeichnet, die sogar die eigene Kinderlosigkeit und die damit verbundene gesellschaftliche Geringschätzung in unzerstörbarer Zuneigung ertragen habe.

In Anlehnung an diese Grabrede entwarf die Vortragende eine fiktive Grabrede nach den Kriterien der römischen laudatio funebris von Prinz Charles auf Königin Elisabeth II. von England. Zum Teil in klassischem Latein verfasst stellte die Schülerin die Queen als eine der wichtigsten Vorbilder für emanzipierte Frauen vor.

Am Beispiel der „pudicitia” (Schamhaftigkeit) aktualisierte Schrader die Bedeutung der Tugend für heutige Frauen. Zwar sei sexuelle Enthaltsamkeit für eine moderne emanzipierte Frau sicher kein anzustrebender Wert, dennoch sei das darin liegende Konzept des verantwortungsvollen Umgangs mit der eigenen Sexualität überhaupt nicht überholt.

Wenn man die aktuelle Diskussion um den moralischen Zustand des römisch-katholischen Klerus betrachtet, lag es nahe, dass einige Stimmen im Publikum darüber nachdachten, ob es nicht an der Zeit sei, das Römische am katholischen Frauenbild endlich einmal zur Debatte zu stellen und auch der Frau den Zugang zum Priesteramt zu gewähren.

„Schritte in die Zukunft wagen-Konsequenzen für das Gemeindeleben aus dem Trierer Synodenbeschluss” war dann auch die konsequente Fortsetzung der Überlegungen. Luca Schwarz, Teilnehmer an der Synode und von Hubert Huffer vorgestelltes engagiertes Mitglied verschiedenster Engagements der Katholischen Jugendarbeit, entwarf in seiner Facharbeit Vorstellungen, wie nach der Umsetzung der Synodenbeschlüsse die Kirche in Zukunft aussehen könnte. Am Beispiel seiner Heimatgemeinde Welling im Verbund der Pfarrgemeinde Ochtendung-Kobern zeigte Schwarz den Stand der Entwicklung auf. Mehr als 90% der registrierten Katholiken blieben gemäß seiner statistischen Auswertungen von Gottesdienstbesucher-Zahlen den bestehenden Angeboten fern.

In Anlehnung an die vier Perspektivenwechsel der Synode müsse man „vom Einzelnen her denken” und damit viel Stärker auf die Integration von Randgruppen und gesellschaftlich wie kirchlich abseits stehenden Menschen eingehen. „Charismen vor Aufgaben” sei dabei die Devise, also verkrustete Strukturen aufbrechen, engagierte Laien stärker einbeziehen und fördern, Aufgaben delegieren. „Weite pastorale Räume und Netzwerke” seien die Alternative zur kleinen Pfarrei mit ihren begrenzten Möglichkeiten. Letztlich müsse man „bistumsweit synodal leben”, was eine Abkehr von zentraler Steuerung bedeute.

Schwarz erläuterte das Handlungskonzept der „Sozialraumorientierung”, das besonders in Milieus, in denen Gläubige und Nichtgläubige zusammenleben, Menschen in sozialer Arbeit unterstützen müsse, wenn diese Hilfe zur Selbstbestimmung etwa von Senioren oder Behinderten geben. Als Chance für die Kirche entstünden so Interessenbündelungen, attraktive Glaubensangebote und repräsentative Themenzentren. Zudem sei die Zusammenarbeit mit staatlichen und kommunalen Organisationsräumen so interessanter.

Noch einen Schritt weiter in die Zukunft machte Anna-Lena Pabst mit der Zusammenfassung ihrer Überlegungen zum Thema „Arbeit 4.0 – Chancen und Risiken einer digitalisierten Arbeitswelt”. Dass diese Zukunft uns schon jetzt betrifft, machte ihr Mentor Peter Markovic anhand von Beispielen aus unserem jetzigen Alltag deutlich.

Pabst erläuterte zunächst die Begrifflichkeit: Künstliche Intelligenz und Robotik übernehmen die Aufgaben des Menschen in der Arbeitswelt 4.0 und verdrängen ihn so zunehmend. Dadurch entsteht eine Reihe von ethischen Fragen, die im Grunde schnellstens zu klären sind, bevor wir in einer Welt landen, wie sie SF-Filme wie „Soylent Green”, „Matrix” oder „The Cloud Atlas” bedrückend entwerfen.

Müssen wir eine Robotersteuer entwerfen, um Geld für ein demnächst verfassungsrechtlich verankertes bedingungslose Grundeinkommen zu bekommen, oder verschlechtern wir dadurch die Attraktivität unseres Wirtschaftstandortes? Eignet sich der Kategorische Imperativ für die Programmierung eines selbstlenkenden Automobils, wenn die Maschine in einer Unfallsituation entscheiden muss, ob sie ihre Insassen oder das kleine Kind auf dem Zebrastreifen schützt. Wer haftet, Programmierer oder Besitzer des Wagens?

Wer garantiert den gesundheitlichen Schutz des Arbeitnehmers, wenn der vom Homeoffice aus zwischen familiärem Stress und Berufsanforderungen nicht mehr zur Ruhe kommt?

Welche Rechte, Gesetze und Ausrüstungen braucht die Polizei, um des jetzt schon sich auf über 55 Milliarden Euro beziffernden Schadens durch Cyberkriminalität Herr zu werden?

Welche Ressourcen brauchen die Schulen, besonders Berufsschulen, für die 1,5 Millionen neu entstehender Cyberarbeitsplätze, die alle Programmierfähigkeit als Grundkompetenz voraussetzen.

Deutschland steht an Position 26 beim Netzausbau, ein erheblicher Standortnachteil, der zu einer Rezession führen wird. Unternehmer brauchen Planungssicherheit. Deswegen sind klare und moderne Datenschutzgesetze und die Souveränität über die eigenen Daten dringend nötig. Digitale Menschenrechte seien von der EU zwar vorgestellt, aber noch längst nicht umgesetzt worden. Ohne eine grundlegende, umfassende und möglichst schnell zu Ergebnissen kommende ethische Debatte drohe der Mensch seine herausragende Rolle in der Schöpfung zu verlieren. Er sei dann weder Krone der Schöpfung, noch Gottes Ebenbild und Bruder Jesu und geliebtes Individuum, sondern kommerzialisiertes Funktionsglied im Kunden-Ausbeutungsprozess der cyberkapitalistischen Wirtschaft.

1000 Euro, eine Einladung zum Europaparlament nach Straßburg und die Veröffentlichung ihrer Arbeit durch den Förderkreis für Bildungsarbeit des KKV, des Verbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung war die Belohnung für wissenschaftliche Gründlichkeit des Aufsatzes. Mit ihrer fortschrittlich-konservativen Haltung hatte die Schülerin des Bischöflichen Cusanus-Gymnasiums die aus namhaften Wirtschaftsprofessoren bestehende Jury überzeugt, die ihr bei einem Festakt in Münster/Westfalen den ersten Preis zuerkannte.

Das Publikum, das vier Generationen repräsentierte und gebannt den Vorträgen folgte, war erstaunt, wie souverän die Vortragenden auch auf Nachfragen und Einwände reagieren konnten, und wie breit das Bildungsangebot des BCGK aufgestellt war. Faszinierend dabei war vor allem, dass die drei Vorträge sich wunderbar ergänzten und gemeinsam viel Nachdenkenswertes und Zukunftsweisendes zum Selbstverständnis der Kirche enthielten.

Von Peter Markovic