Freitag

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Tag 5

Der Freitag war vielleicht der Tag, auf den sich der Großteil der Gruppe am meisten gefreut hatte, da wir diesen vollkommen zu unserer Verfügung hatten - lediglich unter der Voraussetzung, mindestens ein Museum zu besuchen. Unsere Gruppe entschied sich für das British Museum, eines der 23 öffentlichen, und damit kostenfreien Museen.

Die Ausstellungen beschäftigten sich mit der Geschichte des gesamten Globus und wiesen zahlreiche interessante und beeindruckende Stücke auf, sodass für jeden etwas dabei war. Man kann dort gut und gerne zwei Stunden verbringen, ohne zu bemerken, wie die Zeit vergeht.





Unsere Planung zog uns anschließend weiter in den Stadtteil Brixton, welcher vielleicht nicht unbedingt auf jeder Liste eines Touristen steht.

Wir wurden durch das Lied "Guns of Brixton" von The Clash dazu motiviert, uns auch diese Gegend anzusehen und sie kennenzulernen. 

Der Song handelt von der Diskriminierung der vor allem afro-karibischen Bevölkerung zu Beginn der 1980er Jahre durch die Polizei.

Als Folge einer wirtschaftlichen Krise im Jahre 1981, die Resultate wie zum Beispiel eine hohe Arbeitslosigkeit, eine hohe Kriminalitätsrate und schlechte Wohnsituationen mit sich brachte, war es Polizisten erlaubt, Bewohner bei dem kleinsten Verdacht zu durchsuchen, um angeblich die Straßenkriminalität zu verringern. Dieses Gesetz wurde schamlos ausgenutzt und vor allem junge schwarze Männer waren davon betroffen.

Teile der Weltstadt mit einer solchen Historie zu besuchen war ohne Zweifel eine weitere Bereicherung dieser Reise und definitiv etwas Besonderes - auch, weil es einfach anders war.

Außerdem ist Brixton für seine Street Art berühmt, die in allen Ecken und Winkeln der Gegend zu finden ist.



Auch dort fand sich ein gemütliches Café, in dem wir die Mittagszeit verbrachten, auch wenn das ein oder andere Gebäck nicht ganz den Erwartungen entsprach. Unser Ausweichmanöver lag in solchen Fällen immer in der Supermarktkette Tesco, welche wir jedem Reisenden nur dringendst empfehlen können.

Weiterhin wollten wir es uns nicht nehmen lassen, wenigstens einmal die Oxford Street zu erkunden und durch ein paar Läden zu stöbern, wo man wiederum auf einige sehr interessante Persönlichkeiten traf, wie man sie sich in Deutschland einfach nicht vorstellen kann.

Ziel des Abendessens wurde wieder der Borough Market, doch aufgrund der etwas missglückten zeitlichen Kalkulation mussten wir uns der Öffnungszeiten wegen eine Alternative suchen, doch auch das war (fast) kein Problem. Es war doch etwas erschreckend, wie gut man sich nach dieser kurzen Zeit, zumindest in gewissen Teilen, bereits zurecht finden konnte.

Das Programm des Abends, mein persönliches Highlight der Kursfahrt, lag in der Vorstellung der Shakespeare-Komödie "The Merry Wives of Windsor" im Globe Theatre. Auch ohne das Stück vorher gelesen zu haben, sorgte die lebhafte und wahnsinnig beeindruckende Ausführung der Darsteller für einen nachvollziehbaren Verlauf des Werkes und entlockten dem Publikum einen Lacher nach dem anderen.




Das Stück besteht im Endeffekt aus zwei verschiedenen Handlungssträngen, die am Ende zusammengelegt werden.

Auf der einen Seite möchte Sir John Falstaff, ein eher schmieriger, in die Jahre gekommener, unansehnlicher Ritter, sowohl Mistress Ford als auch Mistress Page mit dem exakt gleichen Brief verführen und schließlich betrügen. Dass die beiden verheirateten Frauen, die an seinem Angebot keinerlei Interesse haben, befreundet sind und Falstaffs Plan somit ziemlich schnell auffliegen wird, kommt dem alten Ritter nicht in den Sinn. Daraufhin schmieden die beiden Frauen, also Die lustigen Weiber von Windsor, einen Plan, mit dem sie sowohl Sir Falstaff als auch Mistress Fords eifersüchtigen Ehemann hinter's Licht führen können.

Auf der anderen Seite stehen Anne Page, Tochter der Mistress Page, die von sowohl dem weniger intelligenten Abraham Slender als auch von Master Fenton begehrt wird. Anne Page, die in Master Fenton verliebt ist und Slender daher aus dem Weg geht, muss sich nun gegen ihre Eltern durchsetzen, die ihrem Liebesglück aufgrund sozialer Standards im Wege stehen - doch die Gattung verrät bereits, dass beide Themenkomplexe zu einem guten und durchaus amüsanten Ende führen.

Auch wenn das Stück bereits im Jahre 1602 veröffentlicht wurde, beschäftigt Shakespeare sich im Zuge dessen mit sehr aktuellen Aspekten und es fällt leicht, Bezüge zur heutigen Zeit festzustellen.

Jeder, der auch nur halbwegs interessiert an Shakespeares Literatur ist, sollte London nicht verlassen, ohne Teil einer solchen Vorstellung gewesen zu sein.