Israelaustausch 2017

20 Austauschschüler der Jg. 11 und 12 in Israel mit Frau Israel und Herrn Gilles vom 13. - 22. Oktober

Auszüge aus dem von den Schülern erstellten Reisetagebuch:


Freitag, 13. Oktober


… Frankfurter Flughafen. Die Stimmung ist ausgelassen und wir freuen uns schon darauf, bald im Flieger nach Israel zu sitzen. … Angekommen in Berlin gibt es für die Fluggäste nach Tel Aviv noch eine separate, seeeehr gründliche Sicherheitskontrolle. … Auf dem Flug sehr viel geschlafen … drei Stunden später dürfen wir den wunderschönen Landeanflug auf das nächtliche Tel Aviv bewundern. … Die ersten Schekel werden ausgegeben und mit guten Gesprächen und natürlich Essen vertreiben wir uns die Zeit, bis wir endlich um 4 Uhr morgens abgeholt werden. … Der Moment, als wir nach 15 Stunden Reise endlich unsere israelischen Freunde in die Arme schließen können, ist unbeschreiblich! Es wird gelacht, geweint … wir sind so froh hier zu sein!


Hinreise-Fails:

- Der Beamte kontrolliert Nils (etwas veralteten) Pass mit ernstem Blick, gibt ihn schließlich zurück und bemerkt trocken: „Your new haircut is definitly better.“ (!)


- Kathrin wird am israelischen Check-in als Einzige auf Hebräisch befragt (???)


- Frau I. fällt als erstes am Flughafen auf, dass ihr Portemonnaie „mit meinem ganzen Leben drin“ im Flugzeug geblieben ist :O


- Hannahs neuer Koffer kommt in Israel mit einem Riesen-Loch an :O :O


usw. usf.



Samstag, 14. Oktober


… Nachdem alle nach der langen Reise ausgeschlafen haben, bleibt der Tag zur freien Verfügung, da der Samstag (Shabbath) der einzige freie Schultag in Israel ist. Da jeder an dem Tag etwas anderes erlebt hat, hier ein paar Impressionen (Interviews):


- „Das Wiedersehen mit unseren Austauschschülern war mit Abstand der schönste Moment des Tages.“ (Anmerkung: Die israelischen Austauschschüler waren im April für 10 Tage zu Besuch in Koblenz.)


- „Am besten fand ich das Schwimmen im Meer in dem Wissen, dass in Deutschland schon alle mit dicken Mänteln rumlaufen.“


- „Die Gastfreundschaft der Familien ist unglaublich herzlich und der Tag im Pancake-Restaurant am Strand von Tel Aviv war einfach super ...


- „Mein Highlight am ersten Tag war Kathis und Ithays Zerstörung einer Bank auf der Strandpromenade.“ : /



Sonntag, 15. Oktober


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… Nachdem wir die schmerzhafte Erfahrung machen mussten, dass das zu späte ins-Bett-gehen den nächsten Morgen etwas trübt, sind wir auf der Bustour nach Nazareth und zum See Genezareth sofort in einen komatösen Schlaf gefallen … Announciation Church, Sea of Galilea, Caparnaum, Mount of Beatitudes … auf den Spuren von Jesus, tief eintauchen in (biblische) Geschichte … Müdigkeit und Hitze überwinden …



Montag, 16. Oktober


… Natürlich war uns allen klar, dass der Austausch mit Israel kein „normaler“ sein würde aufgrund unserer gemeinsamen Vergangenheit … Yad Vashem (wörtl.: „Denkmal und Name“) ist keine gewöhnliche Holocaust-Gedenkstätte, sondern ein zutiefst bewegender Ort, wo versucht wird, jedem Opfer, jedem Toten eine Identität und damit ein Stück seiner Würde wiederzugeben … Yad Vashem ist keine Gedenkstätte, durch die man einfach hindurchgehen kann. Man muss sich mit dem Geschehenen auseinandersetzen. Ich denke, dieser Besuch war das Wichtigste überhaupt bei dem ganzen Austausch … Nach dem Besuch wird einem sehr bewusst, wie froh wir sein können, dass die israelischen Familien uns so gastfreundlich und ohne jegliche Vorurteile aufnehmen …

Nach unserer Führung durch die Gedenkstätte ist die Stimmung eher bedrückt, nachdenklich, keiner von uns redet viel … Anschließend ist ein Treffen mit einem Überlebenden des Holocausts angesagt … gespannt und neugierig … bis die ältere Dame sich vorstellt mit den Worten, sie sei die beste Freundin von Anne Frank gewesen … Als wir langsam die Bedeutung ihrer Worte realisieren, verspüren wir –ich glaube, ich spreche nicht nur für mich selbst- eine Mischung aus Entsetzen, Trauer und Erstaunen. Nachdem sie uns etwas Zeit gegeben hat um das Gehörte zu verarbeiten, beginnt sie zu erzählen … Zwischenzeitlich haben einige Tränen in den Augen. Was sie erzählt und wie sie es erzählt, ist einfach unglaublich berührend … Es ist wirklich eine Ehre, am Schicksal eines Überlebenden in dieser besonderen Weise teilzuhaben, und dass hier noch die beste Freundin von Anne Frank vor uns sitzt, ist fast schon unwirklich. … Am Ende singen wir noch ein Lied, das wir eigentlich an einer besonderen Stelle der Gedenkstätte im Rahmen einer kleinen Zeremonie geplant haben, mit Hannah Pick in unserer Mitte. Ich glaube und hoffe, dass sie gemerkt hat, wie dankbar wir für ihre Erzählung sind und wie sehr es uns berührt hat. ...

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Am späten Nachmittag geht es nach Jerusalem: ein Ort, für den allein man mindestens ein paar Wochen brauchte… faszinierend, schillernd, voller Leben, Geschichte, wo drei Religionen greifbar aufeinandertreffen… so viel zu sehen, zu erfahren … Unser freundlicher, israelischer Reiseführer Itamar versucht unserer schon reichlich ausgelaugten Truppe sehr einfühlsam nur noch die schönsten und eindrucksvollsten Orte und Plätze nahezubringen – Klagemauer, Felsendom und Al Aksa Moschee, Grabeskirche, Jesu‘ Kreuzweg auf der Via Dolorosa u.v.a.m. - aber irgendwann müssen wir kapitulieren angesichts der viele Eindrücke an diesem erlebnisreichen Tag – und natürlich auch vor der Uhr! Noch mindestens zwei Stunden Busfahrt durch den chaotischen israelischen Verkehr stehen uns bevor, bis wir wieder zurück bei unseren israelischen freunden sind …



Dienstag, 17. Oktober


Leaving for a three day trip to the desert

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Um 6 Uhr morgens sollten wir an der Schule sein, jedoch werde ich von meiner Austauschschülerin vorgewarnt, dass wohl bis halb 8 keiner in den Bus steigen würde. Sie sollte recht behalten: Wir fahren schließlich um 8 Uhr los!! … Gegen Mittag werden wir scheinbar im Nirgendwo ausgesetzt … unser Guide erzählt uns, dass anstelle der Wüste Negev früher einmal ein großes Meer war – und dass Grundschulkinder regelmäßig anfangen zu weinen, wenn er ihnen bei einem Ausflug sagt, dass sie sozusagen auf den Überresten von Nemo und Dorie stehen ; )

Die Wüste selbst habe ich mir ganz anders vorgestellt. Statt Sanddünen nur Staub Geröll, tiefe Schluchten, Felsgebirge soweit das Auge reicht. Trotz der teils unerträglichen Hitze ist der Anblick der leuchtend rot-gelb-orangen Farben fantastisch und man ist fasziniert von der bezaubernden Schönheit dieser lebensfeindlichen, ursprünglich wilden Landschaft … Das Highlight des Tages ist für mich der Moment, als wir kurz vor Ende der Tour ein Felsplateau erreichen, völlig ausgetrocknet, aber mit einem wunderschönen Ausblick über die weitläufigen Salzplantagen am Rande des Toten Meers, am Horizont die Berge von Jordanien

Unser Camp mitten in der Wüste, in einer Oase mit Palmen und einer größeren Wasserstelle gelegen, bietet auf den ersten Blick eine wahre Idylle. Allerdings sind die Bedingungen dort, zumindest für unsere Vorstellungen, recht gewöhnungsbedürftig … Großraumzelte mit gefühlten 100 Personen auf engstem Raum; einfache, mit staubigem Stoff überzogene Schaumstofflagen als Matratzen; Duschen, in denen der Boden unter einer Zentimeter tiefen Mischung aus Schlamm und brauner Brühe nicht mehr zu sehen ist … Das Einzige, was die Stimmung noch anheben konnte, war das reichhaltige Buffet am Abend …



Mittwoch, 18. Oktober


Die Nacht ist kurz, einige von uns finden gar keinen Schlaf, während die israelischen Schüler die ganze Nacht feiern und singen („If you‘re german and you wake up clap your hands...“). So machen wir uns schon völlig erledigt auf zum zweiten Tag unserer Wüstenexpedition. Trotzdem ist unsere Truppe noch motiviert und genießt die atemberaubende Farbenvielfalt. Lediglich vereinzelte Gruppen von israelischen Schülern, die zwischendurch immer wieder unseren Weg kreuzen und auch in der größten Hitze der Wüste ununterbrochen singen und herumschreien, nagen an unserer Motivation …


Am Abend für viele das Highlight der ganzen Wüstenexpedition: Beach-Party in Eilat am Strand des Roten Meeres, Hörschäden nach Stunden ohrenbetäubender Musik inklusive. Erschöpft, todmüde und glücklich zurück zur zweiten Nacht im Wüstenlager …



Donnerstag, 19. Oktober


Ship cruise auf dem Roten Meer („Delfine!!“), Party-Stimmung, danach noch Zeit für zwei Stunden Shopping im Hafen in Eilat, bevor es auf die Rückfahrt nach Petah Tikva geht … vorherrschender Eindruck in den israelischen Bussen: fahrende Kühlschränke! (Außentemperatur: 40 °C, Innentemperatur: minus 10 °C! - Angaben grob geschätzt!) Herr Gilles lernt sogar extra für den Busfahrer den Satz: „Können Sie bitte die Klimaanlage runterstellen“ auf Hebräisch!!



Freitag, 20. Oktober


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Ausflug nach Jaffa und Tel Aviv – unsere Reise nähert sich dem Ende … noch schnell viele Erinnerungs- und Gruppenfotos vor beeindruckender Kulisse (Mittelmeerstrand und Skyline von Tel Aviv) – viel zu wenig Zeit zum Shoppen, schnell noch Souvenirs besorgen …

Am Nachmittag Vorbereitungen für die offizielle Abschlussfeier am Samstagabend: Lieder proben, Plakate malen, Reden schreiben... Schon jetzt fließen die ersten Tränen. Was soll das erst bei der Verabschiedung am Sonntag werden? ...

Nachts israelisch-deutsche Parties allerorten … Zeit zum Schlafen ist noch genug, wenn wir zurück in Deutschland sind …



Samstag, 21. Oktober


… steht allen nochmal zur freien Verfügung in ihren Gastfamilien. Diese planen geschlossen einen Ausflug zum Toten Meer, manche besuchen dazu noch die unmittelbar in der Nähe gelegene antike Festung Massada … Vor unserem Ausflug hält mir mein Austauschschüler noch einen Vortrag, dessen Inhalt sich ungefähr zusammenfassen lässt mit „100 ways to die in the Dead Sea“! Danach begegne ich dem extrem salzigen Meerwasser mit gehörigem Respekt – nicht ganz zu Unrecht, wie einige Mitschüler auf „mutigen“ (bzw. dummen) Tauchgängen auf „brennende“ Weise erfahren. Wirklich gefährlich ist es jedoch nicht, wenn man sich einmal an das erhebende Gefühl auf dem besonderen Wasser gewöhnt hat: einfach zurückfallen und sich treiben lassen … Das „Tote Meer“ ist auf jeden Fall ein „must have“ bei einem Israelbesuch und ein wirklich einmaliges Erlebnis …

Am Abend bei der Abschiedsfeier wird es dann noch einmal sehr emotional. Sobald sich alle am reichhaltigen Buffet gestärkt haben, beginnt die eigentliche Feier. Die Schulleiterin eröffnet auf Hebräisch den Abend, woraufhin Herr Gilles auf Englisch eine sehr humorvolle und auch treffende Rede folgen lässt. Die deutschen und israelischen Schüler setzen noch eins drauf. Man hat bei jeder einzelnen Rede das Gefühl, dass es nicht nur bloße Pflichterfüllung, sondern eine Herzensangelegenheit der jeweiligen Person ist … Untermalt wird das Ganze von zwei Songs, wobei die Strophen in Deutsch, Englisch und Hebräisch gesungen werden. Außerdem wird eine PowerPoint-Präsentation mit vielen Fotos der letzten zehn Tage gezeigt …

Nach der Feier treffen wir Schüler uns noch um gemeinsam zum Bowling zu gehen. Der Abend wird sehr lustig und für mich wird, wie schon so oft, wieder das besondere deutsch-israelische Gemeinschaftsgefühl spürbar … Somit gibt der letzte Tag für mich ein gutes Bild des gesamten Austauschs wieder. Man hat(te) immer das Gefühl gehabt, Teil von etwas Wichtigem und Schönen zu sein.



Sonntag, 22. Oktober


Abreise – herzzerreißende Abschiedsszenen vor der Ben Gurion High School – ein Wunder, dass wir es überhaupt noch in den Bus und danach rechtzeitig zum Flughafen schaffen … im Flugzeug geht es gleich tränenreich weiter mit der Abschiedsrede der Crew von Air Berlin(!) auf ihrem letzten Flug(!!) … erneut lange Wartezeiten in den Flughäfen von Tel Aviv und Berlin, wieder lange, ermüdende Sicherheitskontrollen … kurz vor Mitternacht in Düsseldorf nehmen schließlich alle hundemüde ihre Koffer in Empfang – außer Herr Gilles, dessen Koffer offenbar irgendwo im Chaos der Flughafenroutine verloren gegangen ist. (Lied „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ wird angestimmt – aber so genau weiß das niemand!)

2 Uhr nachts (bzw. Montagsmorgens) zurück in Koblenz!! Wer schläft noch nicht, wer will ein paar Stunden später zum Unterricht gehen? „If you‘re german and you wake up clap your hands...“



Our „German Delegation“:


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Gruppenfoto vom Treffen mit Hannah Pick in Yad Vashem

obere Reihe von li. nach re.:

- Fr. Israel

- Timotheus Schüßler

- Ida Kemmer

- Kathrin Barthelmes

- Sarah Plümer

- Kilian Jorde

- Elias Krist

- Nils Kohler

- Andreas Fritz

- Paul Gibbert

- Lukas Weisbrod

- Maximiliane Vogler

- Marie Konopka

- Yasmina Krznaric

- Matthias Meier


untere Reihe von li. nach re.:

- Franziska Enders

- Johanna Hellbach

- Hannah Jesse

- Sophie Gilles

- Hannah Barzen

- Katharina Hentsch

- Hr. Gilles